Interview: Hallo QR-Rechnung – Adieu Einzahlungsschein
Seit dem 30. Juni sind die QR-Rechnungen im Einsatz, kannst du bereits ein kleines Fazit ziehen?
Michael Mäder: Nach den ersten Wochen freut es mich zu sehen, dass die Einführung reibungslos verlief. Sowohl bei Raiffeisen wie auch auf dem Finanzplatz Schweiz werden täglich immer mehr QR-Rechnungen versendet und können problemlos bezahlt und verarbeitet werden.
Die roten und die orangen Einzahlungsscheine bleiben weiter im Einsatz. Können Unternehmer/-innen mit der Umstellung nicht warten?
Michael Mäder: Erste Kundenfeedbacks zeigen, dass sich für sie die Umstellung auf die zeitgemässe Rechnungsstellung gelohnt hat. Das Ausstellen der neuen Rechnungen ist günstiger und effizienter und die Zahlungserfassung ist dank des QR-Codes einfacher und sicherer. Somit ist jeder Unternehmer gut beraten, seine Kreditoren- und Debitorenbuchhaltung möglichst bald anzupassen.
Was sind denn die Vorteile für Unternehmer/-innen?
Michael Mäder: Der Rechnungssteller hat insgesamt weniger manuellen Aufwand und Rückfragen. Das spart Zeit und Geld. Der Automatisierungsgrad steigt mit den zusätzlichen Informationen, mit denen eine QR-Rechnung bestückt werden kann. Erfahrungen mit dem Belegleser «PayEye» haben gezeigt, dass damit QR-Rechnungen bis zu 20-mal schneller erfasst werden können als beim Abtippen der herkömmlichen Einzahlungsscheine. Zudem passieren keine Fehler bei der Zahlungserfassung.
Wieso braucht es die Umstellung überhaupt?
Michael Mäder: Immer mehr Unternehmen aus der Schweiz agieren global. Um diesem Umstand Rechnung zu tragen, wurde 2016 die nationale Harmonisierung des Zahlungsverkehrs gestartet. Auf Basis von ISO 20022 wurden dazu die unterschiedlichen Zahlungsverfahren der Banken und PostFinance zusammengeführt und vereinheitlicht. Dazu gehört es auch, die Belegvielfalt, welche in der Schweiz heute sieben verschiedene Varianten von Einzahlungsscheinen kennt, zu reduzieren und uns so für die digitale Zukunft fit zu machen: Die QR-Rechnung ist dafür ideal.
Zum Thema Sicherheit im Zahlungsverkehr: Wie steht es aktuell um das Thema Cyberangriffe auf KMU?
Michael Mäder: Bereits in einer gross angelegten ICT-Studie von letztem Jahr wurde aufgezeigt, dass bereits mehr als 60 % aller KMU einmal Opfer eines Cyberangriffes wurden. Wegen Covid-19 wurden viele Arbeitsplätze ins Home Office verlegt. Dies führt dazu, dass sich die Situation mit Blick auf die ICT-Sicherheit weiter verschärft, denn private Netzwerke sind ein gefährliches Eingangstor für Hacker- und Cybercrime-Angriffe. Somit verwundert auch nicht, dass in einer aktuellen Umfrage 76% der befragten Unternehmer angeben, dass ICT-Security dasjenige Projektthema, welches zurzeit am meisten Bedarf generiert. Quelle: Studie «ICT-Security in Schweizer Unternehmen», MSM Research AG, Frühjar 2020
Wie können Unternehmer/-innen ihren Zahlungsverkehr besser schützen?
Michael Mäder: Ein Unternehmer kann sehr viel in die technische Sicherheit seines Unternehmens investieren. Aber schlussendlich darf auch nicht die menschliche Komponente vergessen werden. Es gilt die Mitarbeiter aufzuklären und zu sensibilisieren. Die Mitarbeiter brauchen eine Firmen-Policy wie mit den Arbeitsmitteln umzugehen ist. Zudem bietet Raiffeisen die Möglichkeit Zahlungsaufträge durch eine Zweitunterschrift über ein sicheres Medium zu sichern. So wird ein möglicher Hackerangriff auf die Firmenkonten verwehrt.
Was möchtest du persönlich Schweizer Unternehmerinnen und Unternehmern auf den Weg mitgeben?
Michael Mäder: Nutzen Sie die digitalen Chancen, wo es für Ihr Unternehmen Sinn macht und sich damit Prozesse verbessern und sicherer machen lassen. Binden Sie Ihre Mitarbeitenden in die Umsetzung ein, so dass sie Verantwortung übernehmen und sensibilisiert die neuen Möglichkeiten kennen und schätzen lernen.
Nach der KV-Lehre war der eidg. dipl. Projekt- und Marketingleiter in der IT-Branche tätig und erlebte den Internet-Boom hautnah mit. Mittlerweile arbeitet Michael Mäder seit rund 15 Jahre bei Raiffeisen im Bereich «Digital Banking» und Zahlungsverkehr. Zusammen mit seinem 6-köpfigen Team stellt er einen professionellen Zahlungsverkehr für Firmenkunden von Raiffeisen sicher.